Rückschulung und Schreibleistung

Nach zwei Jahren fast so gut wie rechts.

23. Fachtagung für Linkshänder-Initiativen, Linkshänder-Berater*innen und Therapeut*innen, Bamberg, 23./24.09.2022.

Der Vortrag zu Kinematik der Schreibbewegungen umgeschulter Linkshänder bei der Rückschulung auf das Schreiben mit der dominanten linken Hand von Prof. Dr. Joachim Hermsdörfer erbrachte folgende Erkenntnisse:

  • Die Schreibleistung der linken Hand erreicht nach zwei Jahren Rückschulung nicht ganz den Wert der Schreibleistung der rechten Hand.
  • Eine Automatisierung wird nach zwei Jahren erreicht, sie erreicht nicht den Wert der Automatisierung, den nicht umgeschulte Linkshänder haben.
  • Die Schreibleistung umgeschulter Linkshänder nach zwei Jahren Rückschulung erreicht nicht den Wert der Schreibleistung nicht umgeschulter Linkshänder.

Die Studie wurde mit Erwachsenen durchgeführt.

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Das umgeschulte Gehirn

Das bringt ein Training der rechten Hand bei Linkshändern: links bleibt links.

 Eine Studie untersuchte, wie sich die Umschulung zum Schreiben mit der rechten Hand auf das Gehirn von Linkshändern auswirkt. Die Neurowissenschaftler verglichen dazu die Gehirne von Linkshändern, umgeschulten Linkshändern und Rechtshändern. Es wurden Aufzeichnungen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie gemacht, während die Versuchspersonen einfache Fingerbewegungen mit der linken und der rechten Hand ausführten.

Die Bilder zeigten, dass die Umschulung bestimmte oberflächliche Gehirnstrukturen verändert. Davon waren Händigkeitsexperten schon lange Zeit überzeugt. Die bahnbrechende Entdeckung war jedoch, dass die Umschulung keinerlei Auswirkungen auf sensomotorische Areale höherer Ordnung hat. Dies bedeutet, dass die Basis der Händigkeit ein Leben lang unveränderlich ist. Das wurde zum ersten Mal direkt am Gehirn nachgewiesen. Linkshändigkeit kann nicht zur Rechtshändigkeit umtrainiert werden – und umgekehrt.

Dies zeigt aber auch, dass die Plastizität des Gehirns beim Versuch, die Händigkeit zu ändern, eine deutliche Grenze markiert. Die Händigkeit ist also nicht nur eine zufällige, trainierbare motorische Fähigkeit, sondern hat die Dimension eines Persönlichkeitsmerkmals. Und Merkmale lassen sich eben nicht grundsätzlich verändern.

https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.1299-07.2007

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Linkshändigkeit und Wahrnehmung

Linkshänder wissen, dass links richtig ist.

Die Händigkeit beeinflusst, wie wir Objekte wahrnehmen, ob wir sie attraktiv finden und sogar, ob wir sie kaufen würden. In einer Studie australischer Psychologen wurden die unbewussten Blickbewegungen von Rechts- und Linkshändern beim Betrachten von Werbung für Alltagsprodukte aufgezeichnet. Danach wurden die Versuchspersonen gefragt, wie attraktiv die Gegenstände für sie waren. Linkshändige Personen fanden Gegenstände unbewusst attraktiver und für sie wertvoller, die in der Abbildung so präsentiert waren, dass die Orientierung für ein Greifen mit links richtig war. Die Blickbewegungen der Linkshänder waren besonders stark durch die rechts- oder linksseitige Orientierung des Griffs eines Objekts beeinflusst. Linkshänder gaben auch an, eine größere zukünftige Kaufabsicht zu haben, wenn die Präsentation des Alltagsgegenstands ihrer Ergonomie entsprach. All dies waren implizite Vorgänge, d.h. den linkshändigen Versuchspersonen war nicht bewusst, warum sie so entschieden.

Interessant ist, dass Rechtshänder wesentlich schwächer händigkeitsabhängig reagierten. Vermutlich, weil es in unserer Gesellschaft die Norm ist, dass Alltagsgegenstände für rechtshändigen Gebrauch geeignet sind? Linkshänder lernen im Laufe ihrer Entwicklung mehr oder weniger schmerzhaft, das nicht alle Gegenstände mit links benutzbar sind und sie lieber erst einmal prüfen sollten, ob dies zutrifft. Und das geschieht dann unbewusst und ganz automatisch.

https://doi.org/10.1371/journal.pone.0218988

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